Wissenswertes über die Seidenblume

schon Goethe hat seiner Angebeteten und späteren Ehefrau Christiane Vulpius, ihres Zeichens Seidenblumenmacherin zu ihrer Tätigkeit poetische Verse verfasst, doch das Handwerk ist noch viel älter, es lässt sich bis ins Mittelalter zurück verfolgen. Historisch überliefert ist die Geburtsstunde der Herstellung von Seidenblumen in Japan.

Textilien sind die am häufigsten benutzen Materialien für Kunstblumen.

Nachdem Seide als idealer Stoff für feine Blütenblätter schon frühzeitig zur Verfügung stand, griff man hiernach um die hochwertigen Produkte Seidenblüten herzustellen.

Das Wort Seidenblume wurde damit zum Überbegriff für alle künstlerisch und handwerklich einwandfrei gearbeiteten Kunstblumen. Seidenblumen nennt man sie auch heute noch, sofern diese nach alter Art, nämlich in Handarbeit gefertigt werden.

Die Kunst dieser Blumenfertigung als weit verbreitete Volkskunst ist heute nur noch in Japan anzutreffen, wo viele hunderte Ganztagsschulen ständig neue Schülerinnen ausbilden. Wenn gut ausgebildete Schülerinnen nicht selber zu Lehrkräften werden, so halten sie doch in den Mußestunden an diesem Hobby ein Leben lang fest, entwickeln neue Formen und Techniken, die dann zu Schöpfungen führen von denen wir in Europa nur Träumen können.

Es entstehen dabei Kunstwerke von traumhafter Schönheit, unbezahlbar und auch nur in ganz wenigen Fällen käuflich. Das Blumenmachen packt jeden, der einmal eine Grundausbildung erhalten hat. Es kann zur Kunst werden wie Töpfern, Sticken, Weben und Malen und ist eine Ausdrucksform wie die Bildhauerei.

Der Herstellungsablauf für eine Blume ist zusammengerafft wie folgt zu erklären:

Blüten und Laubblätter werden auf den Stoff gepaust und dann in mehreren Lagen ausgeschnitten. Nachdem das Farbpulver, jede Farbe für sich, in heißem Wasser gelöst wurde, wird die gewünschte Mischung zusammengestellt und auf den durchfeuchteten Stoff mit dem Pinsel oder mit Watte aufgetragen.

Färben kann man ein oder mehrere Blätter auf einmal, je nach Dicke des Stoffes. Nach dem Einfärben werden die einzelnen Blätter mit der Pinzette auseinander genommen und zum Trocknen ausgelegt, wobei zur schnelleren Trocknung Fototrockner gute Dienste leisten.

Bei mittleren und großen Blüten – und Laubblättern werden nach der Trocknung ein oder mehrere Stützdrähte an die später wenig sichtbaren Stellen des Blattes befestigt.

Bei Blütenblättern müssen die weißen, papierummantelten Drähte vorher, entsprechend der Farbe der Blütenblätter eingefärbt werden.

Nach Trocknung des Leims werden die Blätter wieder geringfügig angefeuchtet und dann mittels eines heißen Prägeeisens auf einer Schaumgummiunterlage in die richtige Form gebracht.

Einer der kreativstenArbeitsabschnitte ist das Zusammensetzen der Blüten. Falls Staubgefäße sichtbar werden sollen, werden diese in natürlicher Art angeordnet und am Stieldraht befestigt. Der Blüten- und Kelchkörper wird aus Watte gedreht und daran dann die Blütenblätter kunstvoll herumgruppiert. Als Abschluss kommt unten der Kelch heran, der ebenfalls aus Stoff geschnitte, gefärbt und geprägt wurde.

Wenn man Kenntnis über den Herstellungsvorgang hat, kommt man um eine respektvolle Haltung nicht herum.